Projekt als Auftrag > Quelltext ausgehändigt > Preis?

  • Hallo,

    Ich mag ja vollkommen auf dem Holzweg sein, aber derartige Versuche, Source-Code technisch (!) zu schützen, sind m. E. zum Scheitern verurteilt.

    Schützen wollte ich es als solches nicht, sondern nur eine Barriere schaffen.

    Allerdings ist verständlich, dass der Auftraggeber seine Investition gewahrt sehen will.

    Genau, wäre mir auch wichtig. Nur mit mir wäre es leichter zu kommunizieren als mit Firmen, bei denen alles über drei und mehr Personen geht.

    Wenn die vertragliche Situation nicht klar ist, kann man sich Spielereien wie "Code als Grafik" m. E. sparen, das ist nur Zeitverschwendung.

    Das war nu eine Spontanidee. Aber Du/ihr hast/habt Recht, Spielerei.

    Sehe ich auch ganz genau so. 30% bis 50% Aufschlag bei Preis für den Code sind absolut normal und drunter würde ich gar nicht anfangen drüber zu reden.

    Die Sichtweise ist meines Erachtens zu einfach und auch nicht einfach praktikabel.

    Druck den Code doch auf Papier. Beidseitig, Schriftgröße 8 oder so :)

    Nicht Schriftgröße 8, aber genau so mache ich es. Papier.
    Kann man auch scannen und in Text konvertieren lassen, aber ist eine gute Barriere.

    Viele Grüße
  • Ich würde mal sagen, dass in jedem Büro ein Drucker mit Einzug und automatischer OCR-Erkennung steht. Und wenn nicht, dann wenigstens PDF per E-Mail. Und beim Acrobat ist ja automatisch eine OCR-Funktion dabei... Das würde glaube ich nur mit einer 3pt großen Schrift funktionieren ;)

    Aber ja. es ist auf jeden Fall schon mal eine Hürde.
  • Ich halte alles außer einer ordentlichen vertraglichen Regelung (Form der Überlassung, Nutzungs- und Verwertungsrechte) für Mumpitz. Aufschläge für Sourcecodeüberlassung halte ich für genauso großen Mumpitz. Vor einem Auftrag klärt man ab, was beide Seiten einander zu geben haben. Wenn das auf beiden Seiten passt, kommt der Vertrag zustande, sonst nicht, fertig.

    Ich überlasse bei einigen Projekten den Sourcecode - ohne "Aufpreis", einfach mit einem gut verhandelten Pauschalpreis oder Stundensatz. Wenn die Programmierleistung trivial ist, kann es eh jeder andere nachprogrammieren. Wenn nicht, kann der Kunde auch mit dem Sourcecode ohne mich auch nur begrenzt etwas anfangen. Wenn der Auftrag eine andere schützenswerte Leistung umfasst, kann man die Nutzungsrechte daran auch vorher vertraglich regeln. Und wenn ansonsten keine schützenswerte Schöpfungshöhe erreicht wird, kann der Kunde das auch von anderen nachbauen lassen. Und wenn der Kunde nicht mehr mit mir zusammenarbeiten möchte (oder ich nicht mehr mit ihm) werden wir getrennte Wege gehen - mit oder ohne Sourcecode. Warum die Paranoia? Der meiner Meinung nach beste Weg, einen Kunden an sich zu binden, ist gute Leistung und gute Zusammenarbeit, kein Zwang.

    Meine mir wichtigen Kunden wissen, dass ich meinen Preis wert bin - ich bin mir sicher, dass sie auch in Zukunft mit mir zusammen arbeiten und mich angemessen bezahlen, auch wenn (oder gerade weil) ich ihnen den Sourcecode überlasse. Das mag in anderen Konstellationen anders sein, aber ich mache mir da keinen Schädel.
    Multigrad - 360°-Produktfotografie für den Mac
  • Wenn ich als Programmierer angst habe vom Kunden abserviert zu werden, sollte ich erst gar nicht mit dem Job beginnen.
    Der Kunde kauft meine Zeit und meine Fähigkeiten und erwartet dafür eben ein Produkt mit Quellcode. Ich käme nie auf die Idee, den Quellcode zurück zu halten oder zu verschlüsseln. Wenn ihm nichts mehr an einer Zusammenarbeit liegt, dann "Geh mit Gott - aber geh !". Umgekehrt gilt das natürlich auch. Ich bin viel produktiver wenn ich mit Spaß an etwas arbeite als mit Zwang. Ich bin mir sicher, jeder hat das schon mal erlebt. Der Kunde ist super nett, weiß was er will und binnen 1 Jahr dreht er sich um 180 °. Dann ist man froh, den Code ausgehändigt zu haben und sich auf neue Projekte konzentrieren kann. Man hat kein schlechtes Gewissen, den Kunden in Stich gelassen zu haben und keinen Zwang für diesen weiter zu arbeiten. Und das geht eben nur wenn der Quellcode übergeben wird.
    Allgemein haben wir in den 8 Jahren unserer Selbständigkeit noch kein Mahnverfahren eingeleitet und die (wirklich teure !) Rechtsschutzversicherung noch nie genutzt. Wer nicht will, der hat schon - Punkt. Es schwimmen so viele Fische im Teich da draussen.
    _____________________________
    Alle Angaben ohne Gewähr :)

    On the internet you can be anything you want. It's strange that so many people choose to be stupid.


    Superbientem animus prosternet
  • mattik's Punkt bzgl. "Schöpfungshöhe" ist hier m. E. das Zauberwort: Bei "normaler" App-Entwicklung würde ich mich mit dem Source-Code auch nicht anstellen. Wenn dieser Code allerdings mein IP ist, gebe ich mit ihm meine Existenzgrundlage aus der Hand. Das kann schon teuer werden ... oder gar nicht Vertragsbestandteil sein. Denn ich möchte vielleicht nicht dass der Kunde (auch im Einvernehmen) geht und ein paar Monate später Konkurrenz-Apps auf dem Markt sind. Also eindeutig eine Einzelfallentscheidung...

    Es gibt auch Firmen, bei denen jede externe Software-Entwicklung zwingend die Übergabe des Code (inkl. Dokumentation für "sachkundige Dritte") beinhaltet.

    Mattes
    Diese Seite bleibt aus technischen Gründen unbedruckt.
  • Achso - ich gehe hier natürlich von iOS-Programmierung aus. Bei Mac oder gar andere Sprachen sieht es schon wieder ganz anders aus.
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    Alle Angaben ohne Gewähr :)

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  • MyMattes schrieb:

    mattik's Punkt bzgl. "Schöpfungshöhe" ist hier m. E. das Zauberwort: Bei "normaler" App-Entwicklung würde ich mich mit dem Source-Code auch nicht anstellen. Wenn dieser Code allerdings mein IP ist, gebe ich mit ihm meine Existenzgrundlage aus der Hand. Das kann schon teuer werden ... oder gar nicht Vertragsbestandteil sein. Denn ich möchte vielleicht nicht dass der Kunde (auch im Einvernehmen) geht und ein paar Monate später Konkurrenz-Apps auf dem Markt sind. Also eindeutig eine Einzelfallentscheidung...

    Es gibt auch Firmen, bei denen jede externe Software-Entwicklung zwingend die Übergabe des Code (inkl. Dokumentation für "sachkundige Dritte") beinhaltet.

    Mattes

    Der Kern liegt imho eher in mattiks Aussage "Pauschalpreis oder Stundensatz" begründet. Also der Frage ob Werkvertrag oder Dienstleistungsvertrag.

    Und beim Werkvertrag erhält der Kunde nach meiner Erfahrung aus div. Gründen (IP, Geschäftsgeheimnisse, Dokumentation, Drittkomponenten , etc.) i.d.R. nicht die Sourcen. Beim Dienstleistungsvertrag hingegen stellt sich die Frage natürlich nicht.
    * Kann Spuren von Erdnüssen enthalten.

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  • Ich sehe das, vor allem durch Christian inspiriert inzwischen ähnlich: Sollen die den Quellcode doch haben. Was soll denn passieren?

    a) Die nehmen meine Quellen und verkaufen sie weiter.
    Nun gut, die könnten mutmaßlich auch mein Binary nehmen und es weiterverkaufen.

    b) Die ändern es ohne mich. Mir geht der Auftrag flöten.
    Hahahahahaha, wie mattik schon sagt: Ist das Projekt nicht trivial, dürfte es regelmäßig schwieriger, langwieriger und komplexer zu testen sein, meinen Code zu ändern, anstelle das neu zu machen - oder mich zu beauftragen. Die meisten Leute beauftragen ja Programmierer, weil sie sich /nicht/ selbst drum kümmern wollen.
    Ach, ja, wenn der gut dokumentiert ist,, als nahezu perfekt, … Dazu sage ich: Hahahahahahahaha

    c) Die klauen schauen nach der ein oder anderen Lösung und programmieren ein Konkurrenzprodukt. Abgesehen von b) Bis die soweit sind, habe ich 34872 neue Features.

    Und der große Vorteil ist, darauf weit Christian mich immer wieder hin: Der Kunde kann mal in die ein oder andere Methode schauen, um etwas zu verstehen. Wie sehr wünschen wir uns bei einer Documentation-Gap in Cocoa mal einen Blick in die Sourcen. Wollen wir deshalb Cocoa nachprogrammieren? Wer? Hahahahahahahaha

    Ich habe mein "geistiges EIgentum" noch nicht richtig überwunden. Aber ich tendiere immer mehr dazu, mich überzeugen zu lassen.
    Es hat noch nie etwas gefunzt. To tear down the Wall would be a Werror!
    25.06.2016: [Swift] gehört zu meinen *Favorite Tags* auf SO. In welcher Bedeutung von "favorite"?
  • zerm schrieb:

    Amin Negm-Awad schrieb:

    Documentation-Gap in Cocoa mal einen Blick in die Sourcen.

    Heh, ich hab schon oefter in die OpenStep/GNUStep Sources geschaut, weil das leichter fuer mich zu verstehen war ;)

    Früher ich auch, finden sich hier auch noch Beiträge. Allerdings ist der Unterschied doch schon gewaltig geworden.

    Abr erst jüngst konnte ich etwas, was ich aus dem GNU-RTE wusste anhand des Apple-RTE verifizieren: Es ist jetzt Opensource.
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  • NSObject schrieb:

    Ich kenne aus der Distanz auch die Streitereien die entstehen wenn dem Kunden die Quellen übergeben wurden. :D

    Über die Dokumentationstiefe? Da würde ich viel mehr drauf achten, weil das wirklich eine Wertungsfrage ist, die streitanfällig ist.

    Wenn sich so allerdings herausstellt, dass jemand Dreckscode verbrochen hat (etwa in PHP formuliert), dann ist es ja nicht falsch, wenn das angemosert wird. Wenn das "in Source geschützte Geheimnis" die Mangelhaftigkeit meiner Arbeit ist, sollte ich ohnehin noch einmal in mich gehen.
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  • Amin Negm-Awad schrieb:

    NSObject schrieb:

    Ich kenne aus der Distanz auch die Streitereien die entstehen wenn dem Kunden die Quellen übergeben wurden. :D

    Über die Dokumentationstiefe? Da würde ich viel mehr drauf achten, weil das wirklich eine Wertungsfrage ist, die streitanfällig ist.

    Ja, die Doku und deren Tiefe immer wieder gerne. Aber auch Drittkomponeten, Plug-Ins, zusätzliche Tools, Frameworks, verwendete Programme und natürlich Medien, Icons, Sound, Fotos, 3D-Modelle, etc. - Und je fachfremder der Kunde, um so bizarrer waren da die Forderungen.
    * Kann Spuren von Erdnüssen enthalten.

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von NSObject ()

  • NSObject schrieb:

    Amin Negm-Awad schrieb:

    NSObject schrieb:

    Ich kenne aus der Distanz auch die Streitereien die entstehen wenn dem Kunden die Quellen übergeben wurden. :D

    Über die Dokumentationstiefe? Da würde ich viel mehr drauf achten, weil das wirklich eine Wertungsfrage ist, die streitanfällig ist.

    Ja, die Doku und deren Tiefe immer wieder gerne. Aber auch Drittkomponeten, Plug-Ins, zusätzliche Tools, Frameworks, verwendete Programme und natürlich Medien, Icons, Sound, Fotos, 3D-Modelle, etc. - Und je fachfremder der Kunde, um so bizarrer waren da die Forderungen.

    Hehehehehe, "Drittkomponenten dürfen nicht verwendet werden."

    Gut, ich gehe dann mal Cocoa nachprogrammieren …

    Ein Problem habe ich – viel mehr als die Kollegen – immer mit der Frage der Wiederverwendung des für den Kunden programmierten Codes. Es gibt ja immer projektunbezogenen Code.
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  • Amin Negm-Awad schrieb:

    NSObject schrieb:

    Ja, die Doku und deren Tiefe immer wieder gerne. Aber auch Drittkomponeten, Plug-Ins, zusätzliche Tools, Frameworks, verwendete Programme und natürlich Medien, Icons, Sound, Fotos, 3D-Modelle, etc. - Und je fachfremder der Kunde, um so bizarrer waren da die Forderungen.

    Hehehehehe, "Drittkomponenten dürfen nicht verwendet werden."

    Genau! Teufelszeug! Jetzt nimmt jeder seinen Abacus.

    Amin Negm-Awad schrieb:

    Gut, ich gehe dann mal Cocoa nachprogrammieren …

    Das könnte ein etwas längeres Projekt werden... :D

    Amin Negm-Awad schrieb:

    Ein Problem habe ich – viel mehr als die Kollegen – immer mit der Frage der Wiederverwendung des für den Kunden programmierten Codes. Es gibt ja immer projektunbezogenen Code.

    DJeder hat seine natürlich gewachsene Code-Sammlung, und die Kunden profitieren davon. Da habe ich mir bisher auch weniger Gedanken drum gemacht.
    * Kann Spuren von Erdnüssen enthalten.

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