Erfahrung mit der Veröffentlichung eigener Apps (Haftung? Kleingewerbe? usw.)

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  • Erfahrung mit der Veröffentlichung eigener Apps (Haftung? Kleingewerbe? usw.)

    Hallo Community!

    TL;DR: Will meine eigene Kartenspiel-App veröffentlichen. Biete sich ein Gewerbe an? Wie kann ich mit meinem Privatvermögen aus der Haftung bei eventuellen Schadensansprüchen (Datenverlust etc.)?

    Ich stehe kurz vor der Veröffentlichung meiner eigenen Kartenspiel-App. Es ist ein reines Hobbyprojekt und ich habe die App mit Werbung via Google Admob ausgestattet um vielleicht doch nebenbei ein paar Werbeeinahmen zu erhalten - auch wenn das keine Priorität hat.
    Leider wurde meine Kartenspiel App von Apple im App Review abgelehnt, da sie angeblich "simuliertes Glückspiel" enthalte, auch wenn ich kein Währungssystem oder In-App-Käufe eingebaut habe. Naja, laut Apple-Antwort dürfen Apps mit simulierten Glücksspiel zwecks Missbrauchsprävention nur noch von Unternehmensentwickleraccounts im AppStore veröffentlicht werden.
    In der App verwende ich Google Admob, Google Analytics und Firebase Crashlytics. Es werden also hierfür Nutzerdaten gesammelt und in die entsprechende Cloud übertragen.

    Aufgrund der Ablehnung der App und meiner grundsätzlichen Unerfahrenheit zu Haftungsfragen bei möglichen Datenmissbrauch, Datenverlust (in Google Analytics & Co.) und was ich sonst wie übersehen habe:
    • Habt ihr Erfahrungen mit dem Vertrieb einer Apps im Appstore?
    • Lohnt sich die Unternehmensgründung in meinem Fall? Ich erwarte wenn überhaupt einen Monatsumsatz von 100€
    • Welche Unternehmensform bietet sich an?
    • Wie würde ihr vorgehen?
    • Wie kann ich mich gegen Haftungsrisiken absichern?


    Ich bin neugierig auf eure Erfahrungen und Expertise! 8)
  • Johannes1509 schrieb:


    • Habt ihr Erfahrungen mit dem Vertrieb einer Apps im Appstore?
    • Lohnt sich die Unternehmensgründung in meinem Fall? Ich erwarte wenn überhaupt einen Monatsumsatz von 100€
    • Welche Unternehmensform bietet sich an?
    • Wie würde ihr vorgehen?
    • Wie kann ich mich gegen Haftungsrisiken absichern?

    Schwieriges Terrain - und Du wirst hier in einem (Entwickler-) Webforum keine belastbaren Informationen erhalten können, dazu müsstest Du einen Rechtsanwalt konsultieren. So, nach diesem Disclaimer:
    • ja
    • Bei 100 EUR / Monat sehe ich nur zwei Ansätze: Du gehst "all-in" und vertreibst die App als Kleinunternehmer mit Haftung durch Dein Privatvermögen oder Du lässt es. Die Einlage in eine GmbH zur Haftungsbeschränkung dürfte sich nicht lohnen.
    • Eigentlich wie gesagt eine GmbH mit einem minimalen Stammkapital von 25k€, deren (einziger?) Gesellschafter Du dann sein würdest. Das hat aber diverse Konsequenzen, die m. E. für Dein Vorhaben in keinem Verhältnis stehen: Gesellschaftervertrag, Bilanzierungspflicht, Kapitalentnahmen etc.
    • Ich würde mir über meine Motivation klar werden: Sofern der Spass am Entwickeln und Feedback hierzu im Vordergrund steht, (1.) eine App-Idee umsetzen, die nicht unter Apple's Glücksspiel-Definition fällt und (2.) keine Werbefinanzierung oder andere Funktionen implementieren, die aus DSGVO-Sicht problematisch sind. Hier eine "angemessene" rechtliche Sicherheit zu erhalten erfordert m. E. wieder zu hohe Aufwände.
    • So wirklich m. E. gar nicht: Natürlich gibt es gewerbliche Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherungen ... wobei erstere meines Wissens nicht bei Vertragsstreitigkeiten helfen. Und vor Schadenersatz schützt letztere auch nicht, nur vor Rechtskosten - und auch das wäre genau in den Policen nachzuprüfen. Ob Du diese Versicherungen von 100€ / Monat finanzieren kannst, sei einmal dahingestellt. Aber selbst dann muss Du in allen Ländern, in denen Deine App (über den Store) vertrieben wird, Rechtskonformität sicherstellen. Ich habe ehrlich keine Ahnung, wie man dies gewährleisten soll. Und ich bin nicht sicher, ob es entsprechend umfassende Versicherungen überhaupt gibt.
    Schau auch mal hier in den Thread. Kurz: Meines Erachtens ist eigentlich jeder, der im Store veröffentlich, einen nicht kalkulierten Risiko ausgesetzt und muss für sich (und seine App) entscheiden, wie hoch dieses sein könnte und ob es lohnt. Bei einem Glückspiel mit Werbeeinnahmen wäre meine Schmerzgrenze überschritten...

    Mattes
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  • Thallius schrieb:

    auf was genau sollte man dich denn verklagen können?
    Verstoss gegen Persönlichkeitsrechte, Urheberrechtsverstösse, Schadensersatz wegen Verleitung zur Spielsucht ... ich fabuliere hier nur, aber entsprechende Rechtsfälle sind nicht rein akademisch - vor allem bei der Vielzahl an (potentiellen) Vertriebsländern.

    Bleibt die Abschätzung, wie wahrscheinlich sowas ist und welche Auswirkungen es haben mag. Spätestens hier wird es esoterisch...

    Mattes
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  • MyMattes schrieb:


    Johannes1509 schrieb:


    • Habt ihr Erfahrungen mit dem Vertrieb einer Apps im Appstore?
    • Lohnt sich die Unternehmensgründung in meinem Fall? Ich erwarte wenn überhaupt einen Monatsumsatz von 100€
    • Welche Unternehmensform bietet sich an?
    • Wie würde ihr vorgehen?
    • Wie kann ich mich gegen Haftungsrisiken absichern?

    Schwieriges Terrain - und Du wirst hier in einem (Entwickler-) Webforum keine belastbaren Informationen erhalten können, dazu müsstest Du einen Rechtsanwalt konsultieren. So, nach diesem Disclaimer:
    • ja
    • Bei 100 EUR / Monat sehe ich nur zwei Ansätze: Du gehst "all-in" und vertreibst die App als Kleinunternehmer mit Haftung durch Dein Privatvermögen oder Du lässt es. Die Einlage in eine GmbH zur Haftungsbeschränkung dürfte sich nicht lohnen.
    • Eigentlich wie gesagt eine GmbH mit einem minimalen Stammkapital von 25k€, deren (einziger?) Gesellschafter Du dann sein würdest. Das hat aber diverse Konsequenzen, die m. E. für Dein Vorhaben in keinem Verhältnis stehen: Gesellschaftervertrag, Bilanzierungspflicht, Kapitalentnahmen etc.
    • So wirklich m. E. gar nicht: Natürlich gibt es gewerbliche Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherungen ... wobei erstere meines Wissens nicht bei Vertragsstreitigkeiten helfen. Und vor Schadenersatz schützt letztere auch nicht, nur vor Rechtskosten - und auch das wäre genau in den Policen nachzuprüfen. Ob Du diese Versicherungen von 100€ / Monat finanzieren kannst, sei einmal dahingestellt. Aber selbst dann muss Du in allen Ländern, in denen Deine App (über den Store) vertrieben wird, Rechtskonformität sicherstellen. Ich habe ehrlich keine Ahnung, wie man dies gewährleisten soll. Und ich bin nicht sicher, ob es entsprechend umfassende Versicherungen überhaupt gibt.

    Mein Bauchgefühl hat mir den EK oder in dem Fall den "Einzelunternehmer" gesagt und nicht direkt eine GmbH. Mal ganz ab von der "hohen" Kapitalgrenze von mind. 25k Euros, bietet sich das aus meiner Sicht vor allem wegen des geringen Aufwands an.

    Auf der Seite hier wird auch etwas davon erzählt...
    anwalt-kg.de/unternehmensrecht/app-entwickeln/

    anwalt-kg schrieb:




    Für App-Betreiber und Entwickler ist eine Gründung vergleichsweise einfach und auch ohne allzu viel Startkapital möglich.
    Für eine App kommen zur Existenzgründung insbesondere folgende Unternehmensformen in Betracht:
    • Einzelunternehmer als Gewerbetreibender oder Freiberufler
    • die GbR
    • die UG
    App-Entwickler zählen nicht zu den klassischen Freiberuflern. Vielfach wird von ihnen eine Gewerbeanmeldung verlangt. Die meisten App-Entwickler und Betreiber beginnen als Einzelunternehmer.

    Natürlich ist als Einzelunternehmer der Nachteil mit der Haftung vorhanden, allerdings stellt sich mir die Frage ob die Risiken wie z.B. Verstoss gegen Persönlichkeitsrechte, Urheberrechtsverstösse, Schadensersatz wegen Verleitung zur Spielsucht überhaupt so einfach verklagbar sind.

    Ich weiß du hast nur ein paar Beispiele genannt, aber...

    Jede Verwendung von urheberrechtlich geschützten Werken im Internet, die ohne Zustimmung des Urhebers bzw. Rechteinhabers erfolgt, ist eine Urheberrechtsverletzung. (Quelle: Saferinternet.at)
    Eine Persönlichkeitsrechtsverletzung ist zunächst dann gegeben, wenn ein Dritter oder ein Medium über eine Person unwahre Tatsachen verbreitet, die geeignet sind, diese Person zu verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen. Dies stellt zugleich eine Straftat gem. § 187 StGB dar. (Quelle: kanzlei.law)

    Und bei der Spielsucht ist es glaube ich (!!) "nur" relevant, wenn der Spieler 1. nicht darauf hingewiesen wurde, dass Spielen zur Sucht führen kann und 2. kein finanzieller Schaden daraus entstanden ist. Hier kann man zB. einen Fall nachlesen..
    rechtsindex.de/recht-urteile/6…llens-eines-geldautomaten

    Bei einem Kartenspiel indem nur etwas Werbung geschaltet wird, kann man sicherlich nicht mit Klagen rechnen (auch wenn ich auch kein Jurist bin).
  • An die GmbH dachte ich eben gerade wegen der Haftungsbeschränkung … bei entsprechender Risikobereitschaft ist der Einzelunternehmer m. E. wie oben zitiert die häufigste Gesellschaftsform für kleine App-Entwicker. Dann haftet man eben mit dem Privatvermögen.

    Mattes
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  • Bei einer UG bist Du vom ersten Tag an Haftungsbeschränkt und kannst die „Einlage“ selbst bestimmen. Unter 500 Euro würde ich aber nicht gehen sonst bist du nach Gewerbeanmeldung, Notar und Gerichtskosten direkt Insolvent. Beachte auch, dass evtl. eine Handwerkskammer / Innung auf den Plan treten kann je nachdem was du in der Gewerbeanmeldung als Geschäftszweck angibst ( bei uns war es Medienagentur; Softwaredienstleistungen und Textilveredelung / Siebdruck. Ansonsten stimme ich @MyMattes zu - so pauschal kann man das nicht beantworten. Sei dir versichert, Apple wird keine Apps im AppStore zulassen ( jedes Build wird geprüft ) die nicht der Compliance entsprechen. Bei Glücksspiel bin ich persönlich raus - Wenn es um UserGeneratedContent geht kann ich mitreden.

    VG Steffe82
  • Steffe schrieb:

    Bei einer UG bist Du vom ersten Tag an Haftungsbeschränkt und kannst die „Einlage“ selbst bestimmen.
    Au ja, an die "UG (Haftungsbeschränkt)" habe ich gar nicht gedacht ... Pferdefuss hier mag die zwangsweise Rücklage sein, welche den Gewinn schmälert. Und natürlich die üblichen Verdächtigen inkl. Bilanzierungspflicht. Bei einem weniger sensiblen App-Bereich als Glücksspiel würde ich zum (freischaffenden) Einzelunternehmer tendieren - solange man App-Design und -Umsetzung als Einzelperson wahrnimmt.

    Mattes
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  • Bei einer UG bist Du vom ersten Tag an Haftungsbeschränkt
    Kleiner Hinweis am Rande: auch mit einer UG ist man Geschäftsführer einer (kleinen) GmbH mit speziellen Gesetzen, die man einhalten muß (korrekte Buchführung, Bilanzen, Meldungen u.v.a.m.). Wenn man das nicht tut, haftet man trotzdem voll und wird ggf. sogar mehr bestraft, als wenn man keine GmbH führt... Die Haftungsbeschränkung bezieht sich im Wesentlichen nur darauf, dass die UG oder GmbH nicht finanziell haftet, wenn die Geschäftsführung zwar alles mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns richtig macht und die Firma dennoch keinen wirtschaftlichen Erfolg hat und in Insolvenz rutscht. Es gibt aber eine Geschäftsführerhaftung (=> Suchmaschine) über die man sich im Klaren sein sollte, denn ein Insolvenzverwalter wird versuchen einem eine solche Pflichtverletzung nachzuweisen.
    D.h. die genaue Rechtsform sollte von den Zielen und der Situation abhängen und man sollte sich beraten lassen.
  • In dem Moment wo du bilanzieren must brauchst du mindestens einen Bilanzbuchhalter für den Jahresabschluss. Damit werden diese auf jeden Fall 4-stellig. Da muss die App schon bisschen was abwerfen....
    2 Stunden Try & Error erspart 10 Minuten Handbuchlesen.

    Pre-Kaffee-Posts sind mit Vorsicht zu geniessen :)