Erfahrungen mit App-Verkauf?

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  • Erfahrungen mit App-Verkauf?

    Hallo zusammen,

    irgendwie bin ich - bzw. sind meine Apps - auf dem Radar eines App-Aufkäufers aufgetaucht: Das Unternehmen sieht auf den ersten Blick seriös aus und adressiert Entwickler, die keinen Bock auf langfristige App-Pflege haben und ihre App schnell versilbern möchten.

    Ich sehe mich nicht in der Zielgruppe, sind meine Haupt-Apps eher in einer Niche angesiedelt und Hobby, nicht (oder nicht nur) Verpflichtung. Sie sind weder für den Massenmarkt geeignet, noch ohne Spezialwissen in ihrem Themengebiet wartbar … also bestimmt kein Thema für Investoren.

    Trotzdem frage ich mich, wie solch ein internationaler Verkauf stattfinden würde: Bei einem Verkauf in Deutschland könnte ich mir ja noch das Ausarbeiten eines Vertrages durch einen Rechtsanwalt vorstellen. Aber bei einem Käufer im Ausland? Wie sollte hier ein „kleiner“ Entwickler vorgehen, um einerseits eine rechtliche Sicherheit zu haben, andererseits aber mit begrenzten Mitteln für (finanzielle) Vorleistungen?

    Wirklich nur aus Neugier gefragt, ich sehe den konkreten Fall eher als Spam. Habt Ihr Erfahrungen mit seriösen Anfragen - jenseits der „Kaufe App für USD 400“-Offerten? Wie seid Ihr damit umgegangen?

    Mattes
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  • Hi Mattes,

    mit dem Verkauf von Apps habe ich noch keine Erfahrung aber wir standen vor kurzem mit einer ukrainisch/amerikanischen Firma im Kontakt zum Verkauf einer Webseite und das dürfte sich nicht grundlegend vom Verkauf einer App unterscheiden. Auch für uns war das alles Neuland und ich schildere mal kurz, wie das bei uns ablief.

    Am Anfang kam halt eine Anfrage per Mail, die wir erst mal gar nicht so ernst genommen haben. Als wir dann sahen, dass die Firma vor kurzem einige Millionen an Venture Capital bekommen hatte und davon vermutlich was ausgeben muss, wurde es dann doch interessanter. ;) Nach einigen Mails und späteren Video-Calls wurde alles etwas konkreter und wir haben grob abgesteckt, dass wir a) zum Verkauf bereit sind und b) unserer Preisvorstellungen genannt. Nach einem Gegenvorschlag haben wir uns erst mal auf einen möglichen Kaufpreis geeinigt und dann wurde es konkreter.

    Im ersten offiziellen Schritt wurde von Käufer (kann auch der Verkäufer erstellen) ein LoL (Letter of Intent, also eine Absichtserklärung) erstellt und mit uns zusammen noch abgeändert. Der LoI kann laut unserem Anwalt sehr unterschiedlich sein aber enthält meist schon konkrete Punkte wie eben den Preis, das konkrete benannte Kaufobjekt, Angaben zu Käufer und Verkäufer und eine zeitlich befristete Zusage, während der Verhandlungen mit niemand anders über das Kaufobjekt zu verhandelt. Bis auf den letzten Punkt ist der LoI noch nicht rechtlich bindend. Auch sind im LoI oft schon zeitliche Abläufe mit konkreten Datum bis hin zum gewünschten Abschluss der Verhaldungen drin.

    Nach Unterzeichnung beider Seiten ist der nächste Schritt die Due Diligence, in der (hauptsächlich) der Käufer alle rechtlichen und wirtschaftlichen Dinge rund um den Kauf abklärt und dem Verkäufer viele Fragen stellt. Dort geht es zum Beispiel um alle urheberrechtlichen Dinge, also bspw. werden Bilder von Dritten benutzt und wenn ja, sind alle Rechte vorhanden. Bei einer App wären dann bspw. auch alle verwendeten externen Bibliotheken relevant oder verwendete Dienste wie bspw. MongoDB etc. pp. Auch die wirtschaftliche Lage der Verkäufers wird geprüft und evtl. rechtliche Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der App. Also alles, was der Käufer wissen muss, um abzuschätzen, was das sonst noch auf ihn zukommt und ob ein Kauf überhaupt sinnvoll oder möglich ist. Da muss man als Verkäufer schon einiges zusammentragen und auch sehr genau sein.

    Man kann und sollte als Verkäufer natürlich auch im Gegenzug den Käufer genau überprüfen und kann genauso sein Fragen stellen. Die Due Diligence geht in beide Richtungen.

    Ist dort dann alles geklärt, geht es zum APA (Asset Purchase Agreement, der Kaufvertrag) über. Der ist meist sehr umfangreich und dort ist jeder Punkt aus dem LoI und der aus der Due Diligence gewonnene Aspekte ausführlich aufgeführt. Ohne Anwalt kommt man da eigentlich nicht weiter. Ein wichtiger Punkt neben Preis und vielen anderen Sachen ist bspw. der Gerichtsstand, der für den Kauf gilt. Dort gehen die Ansichten gerne grob auseinander, da jeder den Gerichtsstand bei sich haben will. Alternativ kann man da aber auch einen neutralen bspw. in der Schweiz wählen, wo keine Seite im Vorteil ist.

    Viel weiter kann ich dir nicht berichten, da wir an dieser Stelle die Verhandlungen abgebrochen hatten. Es lief zwar alles nicht schlecht bei uns und auch der Preis war nicht ohne aber wir haben dann doch für uns beschlossen, dass wir die Webseite behalten wollen, da es uns langfristig mehr bringt. Auch das ist wie wir erfahren haben gar nicht so unüblich und kommt immer mal vor. :)

    Soweit zu unseren zumindest ansatzweise vergleichbaren Erfahrungen. So eine Verhandlung ist einerseits interessant, jedoch auch sehr zeitraubend und anstrengend. So schnell will ich es nicht wieder machen.

    Gruß
    So Long, and Thanks for All the Fish.
  • Babelfisch schrieb:

    Soweit zu unseren zumindest ansatzweise vergleichbaren Erfahrungen. So eine Verhandlung ist einerseits interessant, jedoch auch sehr zeitraubend und anstrengend. So schnell will ich es nicht wieder machen.
    Hey, danke für's Teilen, das war sehr aufschlussreich ... und gar nicht so anders als erwartet.

    Ohne dass es bei mir weitere Schritte geben wird: Gerade die Due Diligence Phase stelle ich mir sehr zeitraubend vor, kann das Vorgehen aber vollkommen nachvollziehen (und kenne es in ähnlichen Zusammenhängen). Spannend sicherlich auch, weil man teilweise bzgl. IP schon ziemlich "die Hosen 'runterlässt" ... und die Durchsetzung eines NDAs letztlich nur Schadensbegrenzung sein kann. Da muss man schon gut überlegen, wann man - ganz transparent - keine weiteren Auskünfte erteilt.

    Ich habe schon vorher abgewunken: Zum einen erschien mir die Zukunft meiner App sehr fraglich, zum anderen erwartete ich keinen annähernd adäquaten Preisvorschlag: Die Firma sucht m. E. eher unkomplizierte Klein-Apps, die man einfach im Massengeschäft vermarkten kann. Keine Ahnung, wie sich sowas seriös finanziert.

    Mattes
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