Verdammter Mainstream

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  • Verdammter Mainstream

    Ich habe mir diesen Monat entschlossen, das Hobby "Buchführung" mit ein bisschen mehr Nachdruck auszuüben und ein bisschen Literatur gekauft.

    Da gibt es doch glatt ein Beispiel für eine Rechnung aus dem Bereich "Apps und Homepage" - und anscheinend liegen die Gebiete schon erschreckend dicht beieinander:
    3450€ für eine App, plus 289€ Zuschlag für eine Liste von Mehraufwänden (Galerie, Pinnwand, Push, GPS...)
    Gut, ist vielleicht im Baukasten entstanden und dadurch ein gutes Geschäft für die Agentur, aber der Goldrausch ist wohl wirklich vorbei; dazu kommt, dass mehr und mehr Kunden einfach "eine App" haben wollen, und selbstverständlich erwarten, dass damit alle Plattformen abgehackt sind*.
    Wahrscheinlich ist unsereins immer noch besser dran als die Web-Devs, Flasher und PHP-Autodidakten, aber die hatten ja auch schon fettere Jahre...

    * Ich frage dann immer, warum man grundverschiedene Aufgaben von derselben Person erledigt haben möchte, und ob die Leute die Rohrleitungen im Haus auch vom Elektriker verlegen lassen - bei Festanstellung kann ich ja noch verstehen, dass man Generalisten möchte, aber wenn ich nur die tatsächliche Arbeitszeit bezahle, würde ich doch nicht einen Hans-Dampf-in-allen-Gassen nehmen, wenn ich zwei Experten haben kann...
  • Habe ich leider auch schon schmerzlich erfahren müssen.

    Ein Kunde wollte iOS + Android. Hat bei einer Agentur angefragt 1300€ "Designentwurf" und dann nochmal 1300€ pro App oder so.

    1300€ für eine App?!

    Von einer Agentur geht es halt von der Stange und meistens ja mit irgendwelchen Web Tools und nicht nativ. Und wenn man dann plötzlich 1 Buchstabe mehr möchte dann gleich BAM + 2000€.

    Nun mache ich Android + iOS...
    Every language has an optimization operator. In ObjC that operator is ‘//’.

    golbros.de
  • Es ist doch wie bei Webseiten. Eine 0815-Webseite mit Impressum und Kontaktformular klickt jeder Praktikant in Typo3 für 3,50 Euro zusammen. Spannend sind, bei Apps wie bei Webseiten, nur noch komplexere Anforderungen mit entsprechender Backend-Logik. Dafür kann man nach wie vor gutes Geld abrufen.
  • Ich muss t-no zustimmen, der Goldrausch ist vorbei - gut so. Und dank den niedrigem Niveau bei Android Apps ist die Bereitschaft Geld in die Hand zu nehmen nicht gerade größer geworden. Der Preisdruck an allen Ecken ist spürbar. Zusätzlich sind nun ehemalige Webentwickler in höhere Posten 'aufgestiegen'. Da höre ich dann immer "das Web wird gewinnen" und so einen Scheiss.

    Ich bin nun auch gezwungen mich in PhoneGap einzuarbeiten, weil der Kunde das explizit so verlangt hat. Und ich muss sagen, ich glaube, dass das für einfache Apps ganz gut werden kann (mit Ionic, das schon besser ist als z.B. jQuery).
    Wenn ich mir ansehe, wie wenig ich mit Swift und dem unsäglichen Xcode in der gleichen Zeit hinbekomme, ist das eine Option, die man nicht von der Hand weisen kann. Besonders bei B2B, wo UX immer noch ein Fremdwort ist. Die wollen nur eine 'Maske' abgebildet haben. Klar, geil ist das nicht...

    kmr hat aber auch Recht: bei den Kunden, bei denen Qualitätsbewusstsein existiert, kann man nach wie vor vernünftig arbeiten. Die App der Geizkrägen sind normalerweise in 2 Jahren wieder weg :)
  • Der Haken ist (und war) der verschwenderische Umgang mit dem Wort "Apps".
    Apps waren am Anfang das "kleine" Helferlein auf einem Smartphone. Das Helferlein konntest für ein paar Cent kaufen.
    "App" wurde zum Modewort für alles, schließlich wollte jeder ein Hippes Wort verwenden.
    Mit dem Wort haben sich aber leider die Ansprüche geändert.

    Im Auge des Konsumenten ist eine "App" klein und billig und schnell "gemacht". Die Funktionsweisen sollen aber am besten alles umfassen und somit ist die "App" ein echtes ausgewachsenes Stück Software - für Entwickler.

    Ich vermeide auf der Arbeit inzwischen das Wort Apps in Bezug auf unsere Client-Frontend, da ich das Gefühl habe, das es abwertend ist in die Arbeit die notwendig für die Erstellung ist.

    Willst du eine "App" verkaufen, erwartet der Konsument am besten einen Preis von 0,99 Cent...
  • ... plus dem mangelnden Bewusstsein der Konsumenten, dass man immer für ein Produkt bezahlt: Wenn es nicht der Kaufpreis ist, dann mit der Manipulation des eigenen Kaufverhaltens (Werbung), durch die Preisgabe persönlicher Daten, oder sonst wie.

    "You get what you pay for..."

    Mattes
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  • Oftmals wird den Kunden aber auch nicht richtig kommuniziert was es bedeutet eine Software zu entwickeln. Redet gegenüber den Kunden nicht von einer App sondern Software und schon sind sich viele bewusst das es sich hier um etwas komplexeres handelt.

    Aber viele Dinge lassen sich wirklich schnell und dirty zusammen klicken. Wenn die Kunden die Software dann auch noch für mehrere Plattformen wollen sollte natürlich der Preis entsprechend angehoben werden (ideal Preis * Anzahl der Plattformen)

    Auch konnte ich feststellen das Freelancer gegenüber Kunden nicht so stark positioniert sind wie Agenturen. Hier vermute ich mal das einer Agentur generell mehr Kompetenz zugetraut wird und ein höherer Stundensatz bei gleichem Output hier gerechtfertigt erscheint.
  • Kismet schrieb:

    Oftmals wird den Kunden aber auch nicht richtig kommuniziert was es bedeutet eine Software zu entwickeln. Redet gegenüber den Kunden nicht von einer App sondern Software und schon sind sich viele bewusst das es sich hier um etwas komplexeres handelt.
    Gestern erst ein Projekt abgelehnt, bei dem der Kunde partout nicht nativ, sondern hybrid entwickelt haben wollte. Beratungsresistente Kunden sind grundsätzlich abzulehnen.

    Und was die Komplexität angeht: ACK! Standardsatz meinerseits zu Beginn der Betatest-Phase: wir bauen hier keine Webseite, sondern Software. ^^
  • Das Problem geht aber nicht nur zu Lasten der Entwickler sondern auch der App Stores. Apple verkündet einfach zu gerne wie toll, großartig, super, (weitere 10-20 Superlative bitte hier einsetzten), der App Store doch ist. Da wird gefeiert, wenn die Marke von einer Millionen Apps durchbrochen wird und ist ja auch so toll, dass fast alle App min. einmal im Monat geladen werden...

    Eine App die einmal im Monat geladen ist mausetot. Jedes x-beliebige Sharewareprogrämmchen von 1995 im hintersten Winkel des Internets findet irgend jemanden, der es einmal im Monat herunterlädt. Trotz großartiger Reviews kommt jeder Mist in den Store und wird zum Teil sogar noch als "Beachtenswert" besonders hervorgehoben. Ist man kein riesen Entwickler und Liebling von Apple geht eine App noch so schöne und nützliche Apps neben dem ganzen Mist im Store komplett unter. Keine Möglichkeit dort irgendwie sichtbar zu werden. Keine sinnvolle Such- und Filterfunktion. Keine Möglichkeit auf hirnlose Bewertungen zu reagieren. Bürokratische Schikane beim Review. Unsinniges Bewertungssystem. Keinerlei Übersicht. Und und und.

    Wird eine App nicht im Kundenauftrag entwickelt (will man also mit einer App Geld verdienen) ist es lohnender eine schicke Blender-App zu erstellen, diese kurz zu pushen und sich dann der nächsten App zu widmen als eine App dauerhaft zu pflegen. Damit kommt noch mehr Müll in den Store, es wird noch unübersichtlicher und alles geht von vorne los.

    Damit müssen die Stores doch irgendwann implodieren.